Lese- und Hörproben

Eigene Texte

Zweifel, Sommernachtstraum und ich

 

Ja, ich habe mich wirklich sehr lange auf diesen Erzählabend für den Sommernachtstraum vorbereitet.  

Ich habe meinen Text gelernt, immer wieder etwas an den einzelnen Figuren geändert, daran gefeilt, verschiedene Stimmen für sie ausgetestet, Gestik, Mimik, getüftelt, verworfen und neu probiert. 

Nun stehe ich hier auf dieser Bühne und freue mich auf meinen Auftritt. Ich bin bereit. 

Da plötzlich meldet sich der 

 

Zweifel:      Du kannst es nicht, ich sage Dir, sie werden es nicht gut finden,                           Du wirst abstinken. 

 

Man, das hat jetzt aber echt gesessen.  Mein Körper ist sofort bleischwer, die Füße ziehen mich in den Boden, mein Atem stockt, der Mund ist trocken und mein Hirn? Leer.

 

Ich:      Er hat völlig Recht, ich kann es nicht, was habe ich mir nur gedacht?                 Ich muss das absagen, jetzt sofort.

 

Wie durch einen Nebelschleier schaue ich ins Publikum und tue so als gehöre das schon zum Vortrag.

Währenddessen krame ich hektisch in der hinter letzten Rinde meines Hirnes nach dem ersten Satz. Gleich hab` ich ihn. 

 

Der Zweifel 

zweifelt:              Das wird doch nichts. Du weißt ja nicht mal Deinen Text,                                     oder? Nee, siehste, und wie lange bitte hast Du an der                                         Szene zwischen...

 

Ich:                          Jetzt halt doch mal die Klappe!!!

Zweifel:                  Ich sag` s ja nur. Ich will Dich nur warnen und im Übrigen                                   uns zwei hier vor einer riesigen Blamage bewahren. 

Ich:                          Ich weiß meinen Text.

Zweifel:                  Dann sag` doch mal...

Ich:                          Ich brauch` Dir hier gar nichts zu beweisen.

Zweifel:                  Also, ich würde absagen.

Ich:                          Das geht jetzt aber nicht mehr.

 Zweifel:                  Oh je, oh je. 

Ich:                          Ich sage zu mir selbst: „Petra, Du musst atmen.“ „Tief ein                                     und aus.“  

                         Der erste Satz lautet…?!? Ach, irgendwas mit antikem                                         Griechenland....

Zweifel:                  Ich hab` s ja gewusst, also ich geh` da nicht raus…

Ich:                          Sei doch mal ruhig. Ich hab` s ja gleich.

Zweifel:                  Oh je, oh je.

 

 

Ich merke wie das Publikum langsam unruhig wird und grabe nun noch hektischer und inzwischen schon aus purer Verzweiflung in Schubladen in meinem Hirn, wo der Text nun echt nicht sein kann.

 

Ich:                         A Quadrat + B Quadrat, nein falsche Abteilung…

singend:                 Vom Himmel hoch da komm ich her…, 

                                Nein, scheiße auch nicht, wo ist er denn nur?

Zweifel:                   Oh je, oh je!!!

 

Die Sekunden verrinnen… und dann, plötzlich...

 

Ich:                          …Es war eine laue Sommernacht im antiken Griechenland,                                  der Mond schien…

                                Ich weiß es wieder!!!

Zweifel:                   Also mir reicht` s für heute. Ich bleib` hier hinten.

Ich:                          Mach das!

 

Ich trete noch einen Schritt weiter nach vorne, höre den Applaus und weiß, dass es gut wird.

 

 

 

 Anders sein 

 

Anders sein, ich würd`sooooo gern einfach mal ganz anders sein. Anders als ich und anders als die Anderen. Wer sind denn eigentlich diese Anderen? Und wenn ich ganz anders sein will, bin ich dann nicht jetzt schon anders? Oder wollen die Anderen etwa auch alle ganz anders sein? Vielleicht sind die Anderen ja auch alle schon ganz anders. Wer ist denn jetzt anders? Sind wir alle anders? Und was, wenn wir gar nicht so anders sind, wie wir glauben, dass wir es sind, sondern… Ihr ahnt es schon… ganz anders.

 

Was, wenn dieses anders sein dann doch wieder ganz anders wäre, als wir es uns vorgestellt haben, bevor wir anders wurden?

 

Dann wäre der Mensch, der dachte, er sei doch ganz anders, als er anders werden wollte, wieder ganz anders, als er dann anders war.

 

Hmm                             Oder so…,

 

was, wenn der Mensch, der anders war als er dachte, anders gewesen ist als er wollte, dann wäre er dann, wenn er endlich anders geworden ist, vielleicht ganz anders anders, als er es gewollt hätte, bevor er anfing anders zu werden.

 

Ihr kommt nicht mehr mit? Ich auch nicht!!!

 

…Wisst Ihr was???…  

 

Seid doch einfach in jedem einzelnen Augenblick Eures Lebens so anders, wie Ihr es gerade sein wollt! Oder auch anders!!!                       

 

Wahrscheinlich sind wir doch auch alle gaaanz anders!

 

Oder am Ende vielleicht doch auch alle wieder gleich in unserem Wunsch danach anders zu sein!!!??? Traut Euch! Seid doch einfach mal ganz anders!!!

Ende

 

 

"Arbeit"?!?

 

Ein altes deutsches Sprichwort sagt:

 

„Erst die Arbeit und dann das Vergnügen“.

 

Wieso?

 

Warum nicht: „Erst das Vergnügen, den Spaß, die Leichtigkeit, die Ungezwungenheit, die Freiheit und dann die Arbeit“??

 

ODER

 

völlig abwegig…

 

…kann die Arbeit denn kein Vergnügen sein ?

 

Warum muss der Begriff ARBEIT bei uns immer etwas mit Blut, Schweiß und Tränen zu tun haben? Weshalb muss es immer anstrengend, ermüdend und/oder schwer sein zu arbeiten?

 

Wieso können oder dürfen wir dabei kein Vergnügen empfinden und was ist überhaupt Arbeit? Wie ist unsere Definition von Arbeit? Ist Geschichten erzählen oder Yoga unterrichten Arbeit?

 

Sind das eigentlich "richtige" Berufe?

 

Anfang des Jahres, nach zwei Wochen Weihnachtsurlaub, fragte mich in der ersten Yogastunde eine Teilnehmerin: „wann musst Du eigentlich wieder zur Arbeit“?

Hö.

Das seltsamste daran war allerdings, dass ich im ersten Moment selber dachte: „ja, was mache ich eigentlich beruflich“?  

 

Wer Spaß bei der Arbeit hat macht schon irgendetwas falsch und ist verdächtig doch gar nicht richtig zu arbeiten oder sich nicht genug anzustrengen.

 

Derjenige der nicht in den kollektiven Jammerchor der Dauergestressten einstimmt und seine Arbeit nicht als solche empfindet und Freude dabei hat, ist entweder ein Querulant oder Faulpelz.

 

Weshalb ist es bei uns so verpönt Spaß bei der Arbeit zu haben? Ist es das Gefühl dann nicht genug geleistet zu haben, nach dem Motto: „Was Spaß macht kann ja keine „richtige“ Arbeit sein“.

 

Wer nicht kaputt und müde abends ins Bett fällt oder auf dem Sofa vor dem Fernseher einschläft hat einfach nur nicht genug  getan.

 

Und was passiert, wenn man zugibt                       

 

„Ach ich könnte auch ganz ohne Arbeit leben“??

 

HMMMMMMMMMMMMMMMMMM, ich sehe schon die vor Schreck weit aufgerissenen Augen, die verzerrten Münder und die zur Abwehr vors Gesicht gehaltenen verkrampften Finger, wie in einer Stummfilmszene aus Nosferatu.

 

Herrlich!!!

 

Wie würde unsere Gesellschaft aussehen, wenn wir den Begriff Arbeit anders definieren würden, wenn jeder nach seinen ureigenen Talenten und Fähigkeiten „arbeiten“ dürfte?

 

Wenn wir das Zwischenmenschliche mehr anerkennen und schätzen würden. Wenn wir jemandem, der zugewandt und emphatisch ist, zugestehen würden anderen Menschen ein gutes Gefühl zu geben, sie zu ermutigen und Ihnen zu sagen und zu zeigen, dass sie gut sind, so wie sie sind, jenseits von Tschaka Motivation und Funktions-Coachings und wenn wir das Bruttosozialprodukt nicht in Geld, sondern in menschlichem Handeln, Denken und Fühlen messen würden.

 

Wenn wir sagen, das dieses „gute Gefühl“ geben, Mut, Zuversicht, Liebe, Zugewandtheit, Empathie, jemanden wirklich, wirklich sehen und erkennen, so viel m(M)ehr Wert hat, als die Beratung für die nächste Geldanlage, das Fördern von Kohle oder das Bauen neuer Autos.

 

Ein Lächeln, ein Blick, ein wirkliches ehrliches, offenes von Herzen kommendes Gefühl, so viel Wert hat, wie der Verkauf des neuestens Smartphones. Oder können Sie sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die sich für eine Umarmung eine ganze Nacht lang auf der Straße anstellen würden, wie für das neue I-Phone, nur um der erste zu sein, der es hat und um von den Apple Mitarbeitern abgeklatscht zu werden.

 

Und dann der, für mich, nächste Schritt, wenn wir bereit sind, in der Gesellschaft, dafür Geld zu geben. Nicht jeder privat, wie er oder sie es eben kann, sondern als Auftrag, von uns als Gesellschaft, an unseren Staat.

 

Der Dalai Lama hat gesagt:

 

„Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurde geschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund warum sich die Welt im Chaos befindet, ist weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden“.

 

So einfach, so wahr.

 

Ich stelle mir manchmal eine Welt ganz ohne Geld vor.

 

Eine Utopie?? Vielleicht.

 

Aber, wie würde unsere Welt und unser Zusammenleben dann wohl aussehen?

Ende

 

 

 

                              Hauptsache ich hab Klopapier 

 

Die Coronokrise treibt wirklich zur Zeit sehr seltsame Blüten. Appropo, hm schon wieder eine Anspielung, ist keine Absicht kann ich Ihnen versichern. Also Appro-po, Stichwort: Toilettenpapier... was ist das im Moment mit der deutschen Bevölkerung und ihrer Angst vor der Toilettenpapierknappheit? Es wird gehamstert was das Zeug hält? In einigen Geschäften ist es wohl schon zu Handgreiflichkeiten deswegen gekommen.

Als man noch durfte wurde es palettenweise nach Hause oder wer weiß wohin geschleppt. Ich könnte mir vorstellen, daß einige Mitbürger vielleicht sogar schon eigene Lagerräume angemietet haben, nur um sie mit einem Klopapiervorrat für die nächsten Jahrzehnte zu füllen. Wo bleibt man auch sonst mit dem ganzen Zeug? Etwa den gesamten Keller oder Dachboden ausräumen und dort lagern? Nach dem Motto: "Scheiß auf die wertvolle Biedermeiervitrine von Oma, Hauptsache wir haben genug Klopapier". Auf dem Balkon geht es in unseren Breitengraden ja wegen der oft sehr unsicheren Wetterlage nicht so gut. Einzelne Rollen könnte man sicherlich noch als Türstopper nutzen oder als Stossschutz über die Türklinke stülpen, aber sonst?

Gestern habe ich gelesen, daß es auf der ganzen Welt kein Gramm Gold mehr zu kaufen gibt, weil die Leute dem Geldsystem nicht mehr trauen und lieber etwas Handfestes (ich hab's heute mit den Wortspiele) besitzen wollen. Wer weiß vielleicht erleben wir das auch bald mit Toilettenpapier.

Ich glaube ja, das die ganzen Klopapierbunkerer total schlau und vorausschauend sind, denn falls es nach der Corona Zeit sowas wie einen Schwarzmarkt geben sollte, wer hat da wohl die besten Aussichten auf lukrative Geschäfte und kann den Preis diktieren? .... richtig. Hey Du, ich hab gehört Du hast die heiße Ware, tauscht Du zwei Rollen gegen ein 24-teiliges Silberbesteck, psssst? Völlig verrückt.

Die Japaner hamstern Kondome, die Niederländer Gras, die Franzosen bunkern Wein, alle Nationen machen es sich schön und was machen wir Deutschen? Wir hocken vor Angst auf dem Klo und hoffen, dass uns das Papier nicht ausgeht. Warum müssen wir eigentlich immer wieder die Vorurteile über uns bestätigen? Wir könnten doch z. B. auch Schokolade hamstern, nicht gesund aber immerhin genussvoll. 

Aber mal im Ernst, diese Auswüchse sind für mich ein Zeichen von absolutem Mangelbewusstsein. Nach dem Motto: Es gibt nicht genug für alle, da muss ich sehen wo ich bleibe. Hauptsache ich hab erstmal, abgeben kann ich dann ja später immer noch,... wenn was über ist.

Mir ist dazu ein Zitat von Mahatma Gandhi eingefallen:

"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier". 

Dieses Mangeldenken ist leider auch in Nichtviruszeiten sehr weit verbreitet in unserer Gesellschaft und zeugt von einer tiefen Angst vor dem Leben an sich. Der Run auf den Verkaufsschlager Toilettenpapier ist doch nur das äußere Zeichen dafür, das es gerade sooo sichtbar macht. 

 

                                                 Ende